Charakterkreation: ‚Die Glorreichen Sieben‘ kritisch beäugt

Corona hat ja auch seine positiven Seiten. Beim lange vor sich hergeschobenen Aufräumen hat Stephan gestern seine Aufschriebe über das Remake von „Die Glorreichen Sieben“ wiedergefunden, den er 2016 angeschaut hatte. Offenbar hatten es ihm damals besonders die Charakterkreationen angetan:

Ethan Hawke: Ich spiele in diesem Film einen extrem coolen Scharfschützen. Also im Grunde mich selbst. Ein bisschen Sorge bereitet mir zwar, dass ich meinen eigenen Tod vorhergesehen habe, aber zum Glück machen genügend Minderheiten mit, die sich im richtigen Augenblick für mich opfern können – hey schaut mal, ich habe gerade eine Dynamitstange in meiner Jackentasche gefunden!

Vincent D’Onofrio: Ich spiele eine Mischung aus Sam Hawkens und Bruder Tuck. Der einzige Unterschied ist, dass ich nicht witzig bin. Aber ich rede komisch und skalpiere gerne Indianer. Das gleicht es wieder aus, denke ich. Ihr kennt mich sicherlich noch aus „Full Metal Jacket“, wo ich mir auf dem Klo die Birne weggeschossen habe – das hätte mir auch in diesem Film eine Menge erspart.

Lee Byung-hun: Ich bin angetreten um die üblichen Klischees über Chinesen zu widerlegen. Ich beherrsche Kung Fu und werfe gerne mit Messern.

Chris Pratt: Ich bin Groot… Kleiner Scherz. Ich spiele aber tatsächlich den gleichen Typen wie in „Guardians of the Galaxy“. Sogar meine versifften Lederklamotten habe ich anbehalten.

Manuel Garcia-Rulfo: Ich bin ein nichtssagender Mexikaner und habe das Gefühl, hier nur als Kanonenfutter mitzureiten.

Denzel Washington: Ich bin ein schwarzer Gesetzeshüter und habe es deshalb oft nicht leicht. Wenn ich einen Saloon voller Weißer betrete, brechen alle Gespräche ab. Aber dann erschieße ich meistens irgendeinen und es geht wieder. Bei meiner Hautfarbe habe ich trotzdem ein ungutes Gefühl was den Ausgang dieses Films angeht…

Martin Sensmeier: Ich bin ein Indianer und spiele in diesem Film nur mit, weil es auf der Gegenseite ebenfalls einen Indianer gibt, den ich für meine weißen Freunde irgendwann töten muss. Ansonsten habe ich das ungute Gefühl, hier nur als Kanonenfutter mitzureiten.

Haley Bennett: Ich bin eine rachedurstige Witwe die verdammt gut schießen kann. Trotzdem habe ich in diesem Film nichts anderes zu tun, als mich in diesen Star-Lord-Typen zu vergucken, sobald er unter den versifften Lederklamotten seine sensible Seite entdeckt hat.

 

Die Glorreichen Sieben reiten in die Stadt. 133 bleihaltige Minuten später sind alle tot, bis auf den Indianer, den Mexikaner und den Schwarzen.

Martin Sensmeier: Das überrascht mich jetzt wirklich.

Manuel Garcia-Rulfo: Ich bin so unscheinbar, dass mich alle übersehen haben.

Denzel Washington: Was ist eigentlich aus dem Mexikaner geworden?