Phantastisches Familientreffen – Buchmesse-Rückblick Leipzig 2013

So, wir sind wieder zurück und gleich wieder knietief in Arbeit eingeweicht.
Was etwas blöd ist, wenn man, wie ich, Tom, heute kaum genug in die  Senkrechte kommt, um sich auf die Ellbogen zu stützen. Egal.

Unser Leipzig-Maraton in diesem Jahr war wie gewohnt schön – und zudem einen Tag länger als sonst.
Das lag vor allem daran, dass wir ja schon am Donnerstag Nachmittag eine erste Lesung hatten, so dass wir schon da anreisen mussten, statt wie üblich erst Freitag im Laufe des Tages einzutrudeln. Trotzdem hatten wir es erst zwei Stunden vor der Lesung um 16.30 Uhr auf die Messe geschafft, da wir das Einchecken in der Unterkunft vorher erledigen wollten, die dort aber auf eine Mittagspause bestanden. Die genau so gelegt war, dass wir noch eine halbe Stunde im Auto warten durften (was sich also genau nicht gelohnt hätte, schon mal zur Messe vorzufahren).

Immerhin – die Unterkunft war zwar schlicht, jedoch sauber und wider Erwarten warm.
Bis auf den Durchlauferhitzer, der schon am ersten Morgen den Geist aufgab. Das wiederum war uns allerdings noch gar nicht bewusst, weil wir zuerst mal von irgendwelchen aus Blödheit resultierenden Bedienfehlern unsererseits ausgegangen sind. Naja, waschen unter Eiswasser macht ja bekanntlich wach. Davon aber abgesehen war es hervorragend ruhig und damit erholsamer als die Übernachtungen in unseren letzten beiden Hotels.

Jedenfalls: Donnerstag.

Grenzkontrolle im Pressebereich der Messe. Kofferraum mussten wir nicht aufmachen, aber an einer Körperkontrolle kamen wir nur knapp vorbei. zumindest fühlte sich die Laune der Grenzer … Kontrollerin definitiv so an. Zu ihrer Verteidigung – an den folgenden beiden Tagen war sie dann verblüffend gut gelaunt. Aber diese Einlasskontrolle rief doch alte Erinnerungen wach.
Und drin dann die übliche, erfreuliche Parade von guten Bekannten aus der Autoren- und Presse-Riege. Philipp Bobrowski, Wolfgang Brandt vom Geisterspiegel, Diana Menschig, Tom Finn (im Gespräch mit seinem Agenten Herrn Meller. Da hatte ich lange genug gestört) und natürlich die geballte Macht der WerkZeugler. Letzteres ist kein Wunder – die Autoren-Lounge, wie immer Dreh- und Angelpunkt der Phantastik-Autorenschaft in Leipzig, war natürlich wieder im Stand von WerkZeugs integriert. Carsten, Tanja und ihr Team kümmerten sich nicht nur um unsere Bücher und unser aller leibliches Wohl (mit Unmengen Kaffee, Wasser, Cola und endlosem Nachschub an Gummibärchen, Keksen und frisch geschnittenem Obst). Dazu wurden die Autoren, die nebenan auf der Fantasy-Leseinsel ihre Termine hatten, von ihnen und ihrem Team, allen voran den drei Roseland-Damen, umfassend und aufs Beste betreut – egal, ob Bücherschlepperei, Hilfe beim Signieren oder  auch das Verstauen von überzähligem Gepäck gefragt waren.

Die Zeit reichte dann gerade noch, um auch noch unsere Agentinnen Julia und Natalja von Schmidt&Abrahams zu begrüßen, dann waren wir auch schon selbst dran. Unter begeistertem Pfeifen (der Soundanlage, zugegeben) und dem Interesse einer ganzen Reihe von Anwesenden (auch wenn einige sich eher den Platz für die Nachfolgeveranstaltung warmhielten), ging unsere Lesung los. Orks vs. Zwerge auf der Leseinsel. Wir – Lesung auf der Buchmesse in Leipzig. Als Vorgruppe für die Verleihung des SERAPH, des Jurypreises der Phantastischen Akademie. Das war für uns schon ein weiterer Meilenstein.


Gut, unsere Signierstunde danach war recht kurz – die meisten Leute wollten wohl ihre bereits warmgehaltenen Plätze nicht aufgeben, da ja gleichzeitig die Verleihung des Seraph begann. Immerhin konnten wir dann, nachdem sich die überschaubare Schlange gelichtet hatte, ebenfalls dort zusehen (und ich eine Reihe Photos schießen).
Für uns als immerhin in die Long List für „Bestes Debut“ Nominierte war es natürlich interessant, zu sehen, wer das Rennen macht. Wir gratulieren übrigens Mechthild Gläser und Jan Oldenburg, die sich letztendlich den Preis dieses Jahres teilen dürfen!

Und danach – Pub. Zwei Autos, zwei Navis, zwei Wege zum selben Ziel – was aber relativ egal war, da wir dank Stau ohnehin nicht recht voran kamen. Der entspannte Abend im Pub bei gutem Essen, gutem Bier und in der guten Gesellschaft von Kollegin Andrea Bottlinger und ihrer Schwester hat dafür allerdings entschädigt.

Und abschließend haben wir zwei noch bis deutlich nach Mitternacht in der Unterkunft gesessen und geplottet bzw. am aktuellen Manuskript gefeilt. Dadurch ist übrigens das geplante Ende gekippt. Zugunsten eines, wie wir finden, wesentlich besseren. Orks vs. Zwerge II wird einige Überraschungen bereithalten …

Freitag:

Den Tag angefangen haben wir mit ordentlichem Kaffee im Hauptbahnhof von Leipzig und einer kleinen Odyssee beim Versuch, Hemden zu finden.
Ich hatte nämlich clevererweise meine ganzen Hemden daheim hängen gelassen und nur einen einzigen, viel zu warmen Wollpullover mit. Mit dem hätte ich zwar sicherlich nach drei Messetagen ganz standesgemäß wie ein Orkkrieger gerochen – aber das muss ja nicht sein. Also: zwei neue Hemden gekauft (und dabei das perfekteste Zombie-Apocalypse-Kaufhaus gefunden, das ich kenne. Direkt gegenüber des Hauptbahnhofes. Fast menschenleer, komplett in schwarz, Chrom und Glas gehalten, mit Wasserspielen, Glaskuppeldächern und hypermodernen Touchscreens statt Schildern und unerträglich nichtssagender, moderner Kaufhaus-Utz-Utz-Musik aus jedem zweiten Ladeneingang (in denen weder Kunden oder Personal zu sehen waren). Fehlte eigentlich nur noch der einsame Sportwagen auf einer Drehscheibe. Sehr gruselig. Aber cool.)

Danach waren wir erst gegen Mittag auf der Messe und konnten dort gemütlich die Zeit totschlagen, indem wir uns rund um den Werkzeugsstand bewegten (und Stunden drin zubrachten), um Bekannte, Freunde und Kollegen zu treffen und bis fast zur Heiserkeit zu quatschen.
Am Freitag war dann auch endlich mal fast das komplette Lit-Pack anwesend: Falko Löffler, Robin Gates, der extra aus Norwegen angereist war, Stephan Bellem, mein Bruder und ich. Einzig Carsten Steenbergen fehlte halt aus gesundheitlichen Gründen. Wir haben ihn alle sehr vermisst – aber keine Angst, es geht ihm gut und er ist auf dem Weg der Besserung.
Überhaupt haben leider eine ganze Menge Leute aus gesundheitlichen Gründen gefehlt. So war z.B. nur Meike Schwagmann da, nicht aber ihre Co-Autorin Christiane Gref. Und auch sonst fehlten einige – der Messevirus hat die Leute wohl diesmal schon vor der Messe erwischt.
Dafür gab’s ein Wiedersehen mit einer Menge anderer guter Bekannter – zu viele, um sie hier alle aufzuzählen. Das würde den Rahmen dieses Eintrags schlicht sprengen. Es hat sich wieder einmal bewahrheitet, was einer der Autoren mir vor Jahren mal gesagt hatte: Frankfurt ist für’s Geschäft – aber Leipzig ist Familie.

Freitagsabschluss war dann eine gemütliche Autoren-Völlerei mit zwanzig oder so Kollegen im Gasthaus zur Erholung („Klingt gut. Und wie heißt es?“ – „Genau so.“), viel Quatschen und rustikalem, aber ordentlichem Essen, Erotischer Literatur auf dem Tisch und jeder Menge Anekdoten aus verschiedenen Verlagen, Schreibstuben und mit einer Handvoll aus „99 Dinge, die Sie nie über Sex wissen wollten, jedoch zu erfahren gezwungen waren“. Recherche ist nicht immer schön.

Samstag:

Schon wieder ein an und für sich ruhiger Messetag, auch wenn Stephan und ich hohen Besuch hatten. Unsere Eltern haben sich mal die Buchmesse angesehen und die ganzen Wahnsinnigen, die dort herumlaufen. Ich glaube, sie hatten sich eine Buchmesse anders vorgestellt. Irgendwie – seriöser. Vielleicht war das Problem, dass Samstag der traditionelle Cosplay-Tag in Leipzig ist. Es war auf jeden Fall viel zu sehen – auch wenn eine Menge davon eher skurril und manchmal auch gar nicht so schön war. Ob das ihre persönliche Meinung zu unserem Heimatgenre so verbessert hat? Ich denke, wir werden es erfahren.

Auf diese Weise war jedenfalls der Nachmittag schneller vorbei als gedacht und wir mussten uns schleunigst in die Innenstadt aufmachen, zum Bahnhof und in die Bahnhofsbuchhandlung Ludwig. Eine an und für sich entspannende Fahrt zusammen mit Thilo Corzilius, die allerdings dadurch ein wenig an Farbe gewann, dass wir schon wieder Stau hatten. So waren wir denn auch pünktlich um 3 Minuten vor Beginn der Veranstaltung am Lesungsort in der Buchhandlung. Alles ganz einfach.

Glücklicherweise hatten wir vorher besprochen, dass Jeanine Krock den Anfang macht, so dass wir wenigstens ein wenig Luft holen konnten.
Zumindest für mich war’s wirklich aufregend: 2009, als wir das erste Mal bei einer Lesung an diesem Ort waren, hatte gerade die Siegerkürung des Heyne-Wettbewerbs „Magischer Bestseller“ stattgefunden. Komplett ohne uns (wir sind damals nicht mal in die Vorrunde gekommen) und so waren wir, in Begleitung von Carsten Steenbergen, bloße Zuschauer, während vorn auf der Bühne die etablierten deutschen Starautoren Bernhard Hennen, Christoph Hardebusch, Boris Koch und André Wiesler lasen. Ein toller Lesungsort, von dem ich damals fand, dass es sicher grandios wäre, hier irgendwann auch mal zu lesen. Vier Jahre später, und wir sitzen mit Bernhard Hennen und Christoph Hardebusch hier. Und ich kann Bernhard mal eben unser eigenes Buch in die Hand drücken, damit ich mir zum lesen die Jacke ausziehen kann. Schon ein seltsames Gefühl.

T.S. Orgel beim signieren neben Bernhard Hennen - Foto: Robin Gates
Fragerunde nach der Lesung mit T.S. Orgel, Bernhard Hennen, Christoph Hardebusch und Jeanine Krock - Foto: Robin Gates

Und dann vor Hundert oder auch zweihundert (oder 500 … ich habe keine Ahnung. Jedenfalls sah es von oben nach wirklich verdammt vielen aus) Leuten lesen – ich war deutlich aufgeregter, als bei den vier Lesungen davor. Deutlich!

Zum Glück war es nach einer Viertelstunde und nur einer Szene (die gut funktioniert hat) auch schon überstanden und die abschließende Fragerunde und das Signieren waren schlicht ein cooles Gefühl. Ich habe tatsächlich keine Ahnung, was wir in die Bücher reingeschrieben haben. Ich hoffe mal, es war nichts zu Dämliches. 😉 Hat wirklich Spaß gemacht. Die Lesung von Peter V. Brett direkt im Anschluss haben wir dann für uns ausfallen lassen, um zum Essen mit den Kolleginnen und Kollegen aus unserer Agentur zu gehen. Schöner Abend, wirklich.

 

Sonntag:

Eigentlich wollten wir ja Sonntag gleich nach dem Aufstehen heim fahren, aber letztendlich zog es uns doch nochmals auf die Messe. Verabschiedungsrunde. Und nachdem uns mehrere Horrormeldungen von Schneefällen und ausfallenden Flügen gen Westen erreichten, machten wir es dann doch relativ kurz und nach genügend Kaffee und Keksen als Frühstück ging’s dann nach Hause. Es war eine gute Buchmesse. Nächstes Jahr wieder. Dann mit dem nächsten Buch.

Und jetzt wird wieder geschrieben.